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Passfoto von Walter Steiner, ca. 1982.
Passfoto von Walter Steiner, ca. 1982.

Walter Steiner war eine Kunstturnlegende

Zum Gedenken an Walter Steiner, 1935 - 2025


Walter Steiner ist am 12. August 2025, rund zwei Monate vor seinem 90. Geburtstag, leider verstorben. Sein Wirken im STV Kölliken verdient es, dies in einem Nachruf speziell zu beschreiben.


Walter Steiner wuchs im Kölliker Oberdorf, zusammen mit seinem Bruder Hans, auf. Nach seiner Schulzeit fand er eine Beschäftigung als Zuschneider bei der Bally in Schönenwerd (viele Leute aus Kölliken arbeiteten damals in der Bally). Anschliessend arbeitete er bei der SBB im Gleisunterhalt. Später bildete sich Walter zum Schweisser weiter, und er arbeitete in dieser Funktion viele Jahre bei der Elcalor, wo es ihm sehr gut gefiel, und wo er vor allem bei der Boilerproduktion sehr gefragt war. Als diese Firma Ende der 1980er- Jahre die Produktion in Aarau stilllegte, musste Walter mit seinen über 50 Jahren eine neue Stelle suchen, die er bei der E + H in Dulliken fand.


Im Turnverein, oder besser gesagt in der Damenriege Kölliken, lernte Walter die fleissige und talentierte Lilly Kümmerli kennen, und sie heirateten 1961. Zur gleichen Zeit, nämlich am 9.9.1961 bezogen sie ihr Eigenheim - das neu gebaute Einfamilienhaus am Malerrain. Die beiden Kinder Monika (1962) und Thomas (1963) vervollständigten das Familienglück. Walter ist nie Auto gefahren, man kannte ihn im Dorf vor allem auf seinem Roller oder mit dem Velo. Mit der Pensionierung von Walter nahm das Ehepaar ihr Grosskind Cindy auf und sicherten ihm eine gute Zukunft. Später traf man Walter und Lilly regelmässig beim Velofahren und im Sommer praktisch täglich beim Schwimmen in der Badi in Kölliken. Ein Hobby von Walter war das Kochen, und er konnte wahre Wunderwerke backen.


Weit über 20 Jahre, von 1951 bis 1974, war Walter Steiner Mitglied des Turnvereines. Von 1970 bis 1972 wirkte er als Oberturner, dazu auch als Jugileiter, Vorturner (das gab es früher noch), und er stellte sich im Vorstand zwei Jahre als Kassier zur Verfügung. Walter war ein sehr talentierter und exzellenter Kunstturner mit über 30 Kranzauszeichnungen und mehreren Zweig- und Medaillengewinnen. Sein Höhepunkt war der Kranzgewinn am Eidgenössischen Turnfest 1963 in Luzern. Er war auch Mitglied der Kunstturner Kantonalmannschaft. Spezielle Erfolge waren für ihn die Teilnahmen mit dem Verein am Eidg. Turnfest 1955 in Zürich und am Kantonalturnfest 1958 in Aarau, wo Kölliken im Sektionsturnen mit Oberturner Otto Kern je den ersten Rang (!) belegte. Walter Steiner war der erfolgreichste Kunstturner des STV Kölliken. Nach seinem Rücktritt verlor das Kunstturnen im Verein an Bedeutung; unter anderem auch als Folge des immer intensiveren Trainings, welches zudem modernere Geräte und weit mehr Zeit erforderte.


Zusammen mit anderen Kunstturnern im Verein prägte Walter Steiner jahrelang die Turnerabende mit Barren- und Reckübungen, die weit herum bekannt waren und ihresgleichen suchten. Die Turnerabendbesucher warteten jeweils gespannt und speziell auf seine Auftritte am Barren und am Reck, wo er mit seiner Riesenfelge und seinen Abgängen brillierte. Mit zu den Höhepunkten an den Turnerabenden gehörten die von ihm in Eigenregie und mit selbst gebauten Spezialgeräten einstudierten Akrobatiknummern, mit sehr schwierigen Kunststücken, zum Beispiel auf den Kugeln, mit dem Schleuderbrett oder mit der Schaukel, auf dem Kunstrad, oder als Seiltänzer oder in einer Rock’n‘ Rollnummer. Schon lange vor den Vorstellungen trainierte er jeweils mit seiner Truppe oft stundenlang, vielfach auch im Schulhausestrich. Die Ideen für diese Vorführungen holte sich Walter bei Besuchen und Beobachtungen im Zirkus und an Turnerabenden in der Umgebung. Walter Steiner war ein fleissiger Turner, er übernahm im Verein auch Verantwortung, und er trainierte als Kunstturner hart und vorbildlich. Trotz seiner sportlichen Erfolge war er sehr bescheiden geblieben. Er wurde 1975 verdientermassen Ehrenmitglied des Turnvereines.


Nach seinem 85. Geburtstag machten sich bei Walter Steiner einige gesundheitliche Beschwerden bemerkbar. Er überstand zwei Hirnblutungen noch ohne grössere Probleme. In diesem Jahr musste er dennoch wegen zunehmenden Schluck- und Atemproblemen zweimal in Spitalpflege. Auch das Sprechen und die Beweglichkeit nahmen ab. Am 12. August 2025 ist er im Altersheim Sunnmatt verstorben.


Walter Steiner war im ganzen Dorf bekannt als „Steiner Watz“. Nun ist er für immer von uns gegangen, ohne grosse Worte, trotzdem als wertvoller Mensch.

Uns bleiben schöne Erinnerungen an einen beeindruckenden Wegbegleiter, der fortan im Dorfbild fehlen wird. Lilly Steiner und ihrer Familie gilt unsere aufrichtige Anteilnahme.


Anfangs Dezember 2025 Hans Fiechter

 
 
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